1990 – 1996

Im Jahre 1990 bekam der JBC Waltrop den Zuschlag des „Deutschen Feldbogensport Verbands“ (DFBV) für die Ausrichtung der „Deutschen Hallenmeisterschaft“. Von der Stadt Waltrop wurde für diese Veranstaltung die Sporthalle „Sportcentrum Nord“ zur Verfügung gestellt. Der Sekretär des DFBV Karl Vogel bestätigte den Bogenschützen des JBC Waltrop eine perfekte Organisation und hob besonders die freundliche und herzliche Atmosphäre dieser Veranstaltung hervor.

Im November 1991 wurde unser Verein vom „DFBV“ beauftragt, den offiziellen Bowhunter-Lehrgang für Jagd- und Feldbogenschützen auszurichten. Eine ebenfalls sehr gute Organisation machte es den 55 Teilnehmern möglich, diesen Lehrgang erfolgreich abzuschließen.

In den Jahren 1991 bis 1996 konnte der hohe sportliche Standard unserer Schützen trotz immer stärker werdender Konkurrenz gehalten werden. Die ständige Präsenz auf allen offiziellen deutschen Meister­schaften des „DFBV“ sowie auf etlichen Europameisterschaften und Weltmeisterschaften machten unseren Jagdbogenclub weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. Im Schüler- und Jugendbereich erfolgten die altersgemäßen Wechsel in die Schützenklasse. Somit stellten sich die ersten Nachwuchssorgen in unserem Verein ein.

Schnupperkurse für Anfänger (an Sonntagen und zur Waltroper „Parkfestzeit“) brachten nicht den gewünschten Erfolg.

Deshalb führten wir im Mai 1995 unser erstes „Bogenschützenfest für Jedermann“ durch. Leider blieb der von uns gewünschte Andrang aus. Zur Zeit werden 11 Schüler und Jugendliche betreut.

Unser Verein hat über all die Jahre besonderen Wert auf die Integration unserer behinderten Vereinsmitglieder gelegt.

Im Behindertensport erweist sich das Jagdbogenschießen als hilfreiche Unterstützung zur Wiederherstellung der körperlichen Beweglichkeit. Der stetige Muskelaufbau besonders im Rücken- und Wirbelsäulenbereich bewirkt eine Verringerung von Schmerzzuständen. Das kontinuierliche Training im Gelände erzeugt ebenfalls eine Steigerung der Gelenkbeweglichkeit. Die positive Resonanz unserer Vereinsmitglieder spricht für sich selbst.

Bei allen sportlichen Erfolgen sollten wir aber auch nicht den schmerzlichen Verlust unseres Freundes und Sportkameraden

Manfred Feirer

vergessen, der am 15.01.1994 nach schwerer Krankheit verstorben ist. Da Manfred für viele von uns ein besonderer Mensch war, möchte ich keinen Nachruf schreiben, sondern meine Gedanken sprechen lassen:

Wenn ich an Manfred Feirer denke, fällt mir als erstes seine menschliche und lebensfrohe Art ein. Zuverlässigkeit, Hilfsbereitschaft und eine besondere Fähigkeit auf Menschen zuzugehen zeichneten ihn besonders aus. Auch sein trockener Humor hat uns oft begeistert. Unvergesslich bleiben auch seine Kochkünste und der enorme persönliche Einsatz, mit dem er uns auf etlichen Turnieren versorgt hat. Seine handwerklichen Fähigkeiten und sein Organisationstalent brachten unserem Verein viele Vorteile. Es war mir ein besonderes Anliegen, diese Gedanken zu Papier zu bringen um die Erinnerungen an Manfred Feirer wach zu halten, und ihm ein ehrendes Andenken zu bewahren.

Nun aber zu einer Problematik, die mit etwas „gutem Willen“ eine andere Wendung hätte nehmen können:

Wie ein „roter Faden“ ziehen sich die kleineren und größeren Konflikte mit der Jägerschaft durch die Vereinsgeschichte. Von unserer Seite aus wurden mehrfach Gespräche angeboten, um ein friedliches Nebeneinander zu ermöglichen. Aber niemand machte sich die Mühe, sich einmal ernsthaft mit unserer Sportart auseinander zu setzen. Denn dann hätte er feststellen müssen, dass die Befürchtung der Wilderei jeder Grundlage entbehrt. Auch der Vorwurf, wir würden den Wildbestand vertreiben bzw. stören, ist nicht haltbar. Auf unserem kleinen Vereinsgelände konnten wir über all die Jahre Rehe, Hasen, Kaninchen, Fasane und sogar Greifvögel wie Eulen, Falken, Bussarde und Sperber beobachten. Auch Fuchs, Dachs und Eichhörnchen gaben sich ein Stelldichein.

Unsere Vereinsmitglieder wurden verpflichtet, sich so schonend wie möglich im Gelände zu verhalten. Zuwiderhandlungen hätten den Vereinsausschluss zur Folge gehabt.

Klar ist aber auch die Tatsache, dass bei einer Vereinsgröße von über 60 Mitgliedern eine gewisse Infrastruktur auf dem Vereinsgelände geschaffen werden musste. Um die Geländenutzung so schonend wie möglich zu betreiben, wurden als Vereinsunterkunft und als Materiallager bewegliche Bauwagen aufgestellt. Eine Toilettenanlage mit Auffangbehälter (die Entsorgung erfolgte nach den gesetzlichen Bestimmungen) wurde ebenfalls in Form von Bauwagen errichtet. Somit war bei einer evtl. Nutzungsaufgabe sichergestellt, dass alle Spuren rückstandslos beseitigt werden können.

Bis zum Jahre 1995 war uns nicht bekannt, dass es sich bei unserem Vereinsgelände um einen Bereich im Landschafts­schutz­gebiet handelt.

Leider ist es dann einem prominenten Waltroper Industriellen und Jagdpächter gelungen, uns die sportliche Grundlage, nämlich unser Trainingsgelände an der Löhringhoffstraße, streitig zu machen. Durch gezielte Anzeigen bei verschiedenen Behörden wurden uns Auflagen erteilt, die eine Weiternutzung dieses Geländes unmöglich machten. Selbst persönliche Gespräche mit führenden Persönlichkeiten der Stadt Waltrop brachten keine Möglichkeit der weiteren sportlichen Betätigung auf diesem Gelände.

Auf unsere Bitte um Mithilfe bei der Suche eines neuen Geländes reagierten die Stadtoberen aus Waltrop mit Desinteresse: Jugendarbeit, Behindertensport sowie außerordentliche sportliche Erfolge schienen keine ausreichenden Gründe für die Unterstützung unseres Vereins zu sein. Auch die Tatsache, dass wir die Stadt Waltrop zu keiner Zeit um finanzielle Unterstützung gebeten, und auch keine erhalten haben, konnte ein Umdenken der Stadtväter nicht herbeiführen.

Uns wurde zur Auflage gemacht, unser Gelände bis zum Jahresende 1996 in den ursprünglichen Zustand zurück zu versetzen. Eine Ironie des Schicksals, denn in absehbarer Zeit wird dort ein 4-spuriger Autobahnzubringer gebaut. Eine 7 m hohe Straßentrasse wird dieses Gelände zerschneiden. Der „Landschaftsverband Westfalen-Lippe“ erteilte uns die Erlaubnis, dieses Gelände bis zum Baubeginn und darüber hinaus zu nutzen. Da aber unsere Bogenschützen den Erholungswert dieses kleinen Waldstückes beeinträchtigen – so die Forstbehörde, ist es kaum zu verstehen, dass in Zukunft Autofahrer oder auch Jagdpächter keinerlei Störung des Wildbestandes verursachen sollen.

Deshalb fassten wir den Entschluss, uns in der Nachbarstadt Datteln um ein geeignetes Gelände zu bemühen. Dort trafen wir bei Bürgermeister Wolfgang Werner auf offene Ohren. Die gute Vereinsarbeit und die sportlichen Erfolge stießen auf großes Interesse. Ein erfolgreicher Verein ist eben ein guter Botschafter für jede Stadt. Bald war auch ein geeignetes Gelände (ein Haldengelände der Ruhrkohle AG) gefunden. Um nicht wieder in Schwierigkeiten zu geraten, trat unser Vorstand den erforderlichen Gang durch die Behörden an. Das heißt: Anträge erfolgten beim Bauordnungsamt, Bauplanungsamt, Ordnungsamt, bei der Unteren Landschaftsschutzbehörde mit Entscheidungsgremium, bei der Forstbehörde, dem Bergamt und der Ruhrkohle AG.

Jürgen Schwidrzyks persönliche Kontakte und ungezählte Unterredungen mit den Behörden legten die Grundsteine für den Erfolg des Genehmigungsverfahrens. Seinem unermüdlichen Einsatz ist es zu verdanken, dass die Genehmigungen in einer Rekordzeit von nur 9 Monaten erfolgten.

Georg Stockheim und Bernd Schötteldreier übernahmen die schriftliche Abwicklung der Antragstellungen bei den Behörden (Bauanträge, Bauzeichnungen, Schriftverkehr usw.).

Klaus Barth übernahm die praktische Umsetzung der Baumaßnahmen auf den neuen Gelände: Aufstellen der Vereinsunterkunft; Planung und Herstellung der Einschießscheiben; Planung und Errichtung des Jagd- und Feldparcours auf der Halde, usw. (nicht zu vergessen: die tatkräftige Mitarbeit des so genannten „harten Kerns“.)

Erika Kastner regelte die erforderlichen finanziellen Angelegenheiten.

Durch das Zusammenwirken aller Kräfte konnte der Umzug von Waltrop nach Datteln im Dezember 1996 abgeschlossen werden.

Die Erfüllung weiterer behördlicher Auflagen, wie das Pflanzen der Obstbäume und die Begrünung der Vereinsunterkunft sollten und wurden fristgerecht bis April 1997 (Bauabnahme der Stadt Datteln) ebenfalls erledigt. (bs)